Wie erkenne ich ob mein Sattel passt oder nicht?

Anhand der Rückenstudie des Universitären Tierspitals in Zürich im Jahr 2019 wurde in dieser Studie festgestellt, dass über 70% der Sättel in mindestens einem Kriterium als mangelhaft bewertet wurden. Es wurden 420 Reiter und Pferde in dieser Studie untersucht. 

https://www.fnch.ch/de/Pferd/Aktuell/Alle-News-1/Sportmedizin-fuer-Pferde-br-Ruecken-gut-alles-gut.html

Was bedeutet dies nun für mich und mein Pferd? Eine/n Sattler/in in der Schweiz zu finden ist aufgrund des grossen Angebots sehr einfach. Welche Kriterien müssen für mich und mein Pferd stimmen, dass ich dem/der Sattler/in vertrauen kann? Eine offene Kommunikation mit Tierarzt, Therapeut, Hufschmied sollte vom Sattler vorausgesetzt sein. Sattler/innen, die par tout eine Idee von einer anderen Fachperson ablehnen und nicht offen sind für eine Diskussion müssen logische Erklärungen für den Pferdebesitzer haben, denn als Laie vertraut man auf die Aussagen der Profis.

Wenn man jedoch unsicher ist, was den eigenen Sattel angeht kann man wie folgt bestimmte Dinge selbst überprüfen:

Handelt es sich bei dem Sattel um einen Sattel für Männer oder Frauen?

Diese Frage sollte schon als erstes beantwortet werden, da die Beckenstellung von Mann und Frau unterschiedlich ist und es auch sein kann, dass egal wie toll der Masssattel sitzt, die Reiterin sich unwohl fühlt oder sogar Schmerzen hat. Dies kann einzig und allein daran liegen, dass der Sattel für einen Männersitz hergestellt wurde.

Generell zu beachten: Dieser Beitrag befasst sich nur mit dem Thema passender Sattel, wenn dein Pferd ein Stressverhalten (z.B. Schweif schlagen oder beissen) beim Satteln zeigt, muss unbedingt die Ursache gefunden werden. Vielleicht hat dein Pferd auch eine negative Erfahrung beim Training gehabt oder hat Verspannungen oder Blockaden. Es können aber auch organische Probleme wie Magengeschwüre vorhanden sein! Diese Themen müssen vorher unbedingt abgeklärt worden sein, bevor du kontrollierst, ob dein Sattel passt!

Wie liegt mein Sattel ohne Schabracke und Unterlage auf dem Pferd?

Schauen wir uns bei der Selbstkontrolle des passenden Sattels den Sattel ohne Unterlagen auf dem Pferd an. 

Hier ist es wichtig, dass er generell gleichmässig aufliegt. Dass er auf beiden Seiten nicht auf die Schulterblätter bzw den Schulterknorpel drückt, auch nicht punktuell. Auch sollten zwischen Widerrist und Sattel 4-5 Finger passen und die Sattelkammer sollte breit genug sein, damit die Sattelpolster nicht auf den Dornfortsätzen der Brustwirbelsäule aufliegen. Die Sattelpolster sollten gleichmässig auf dem Rückenmuskel aufliegen und keine Unebenheiten vorweisen. Auch dürfen die Polster nicht zu hart sein

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Wippt der Sattel hin und her?

Ein Indiz, dass dein Sattel nicht passt, ist wenn du ihn deutlich hin- und herwippen kannst. Hierfür legst du den Sattel wieder ohne Unterlagen auf den Pferderücken und positionierst deine Hände vorne und hinten am Sattel und versuchst mit Druck über deine Finger den Sattel hin- & herzuwippen. Ist er stabil und lässt sich nicht extrem nach vorne oder hinten wippen, ist dies schonmal ein gutes Zeichen. Wenn er aber sehr beweglich ist und ein starkes Wippen ausgelöst werden kann, solltest du deinen Sattel kontrollieren lassen.

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Bild: Wippt der Sattel hin und her oder liegt er gleichmässig auf?

Wie ist die Schulterfreiheit im Seitenvergleich?

Hierfür halten wir mit jeweils einer Hand den Sattel am Sattelblatt fest, damit der Sattel sich nicht verschiebt. Mit der anderen Hand, kannst du vorne zwischen Pauschen und Schulterblatt mit deiner Hand (Handrücken am Pferd) von oben nach unten fahren. Hast du hier grosse Mühe überhaupt deine Hand herunterzufahren? Oder ist es auf einer Seite schwieriger und auf der anderen Seite total einfach? Oder aber du stellst fest, dass es punktuell starke Druckpunkte gibt und dein Pferd gibt sogar mit einem Stressverhalten (angelegte Ohren, Schweif schlagen, schnappen, etc.) an, dann kann dies ein Indiz sein, dass dein Sattel leider nicht (mehr) passt und deinem Pferd sogar schadet.

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Bild: Hier überprüfen wir, ob der Sattel gleichmässig am Schulterblatt aufliegt oder punktuell Druck ausübt

Wo ist der Schwerpunkt des Sattels?

Dies kann man selbst sehr gut überprüfen, indem man sich hierzu zum Beispiel ein Holzstäbchen zur Hilfe nimmt (ein Bleistift kann hier auch helfen).

Der Sattel sollte einmal ohne Unterlagen und einmal mit deinen Unterlagen getestet werden. 

Wo sollte generell der Schwerpunkt des Sattels sein? Der tiefste Punkt des Pferdes ist normalerweise direkt hinter dem Widerrist. An dieser Stelle sollte auch der Schwerpunkt des Sattels sein. Ist der Schwerpunkt zu weit hinten, werden wir Reiter zu weit nach hinten gesetzt und dies bedeutet mehr Last im Bereich Ende Brustwirbel- anfang Lendenwirbelbereich, was auf Dauer schädlich für das Pferd ist, da dieser Bereich sehr schwach ist und keine Last aufnehmen kann. Ist der Schwerpunkt zu weit vorne, werden wir zu weit Richtung Widerrist gesetzt und der Sattel kann auf den Widerrist drücken oder zu fest auf die Schulterblätter.

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Bild: Mit Hilfe eines Holzstäbchens kann der Schwerpunkt des Sattels überprüft werden

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Bild: hier ist der Schwerpunkt des Sattels zu weit hinten

Wurde mein Sattel angepasst auf ein Reiten mit oder ohne Unterlage?

Dies sollte dem Sattler/ der Sattlerin unbedingt vor dem Anpassen des Sattels mitgeteilt werden, da ein massangefertigter Sattel, der zum Beispiel dafür angepasst wird, dass er ohne Unterlage gebraucht wird, nicht passend ist, wenn man selbst irgendwann einfach eine Unterlage darunterlegt.

Liegt der Sattel gerade bzw. paralell zur Wirbelsäule auf?

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Bild: die Sattelpolster dürfen nicht auf die Dornfortsätze drücken und der Sattel soll beim reiten nicht hin und herrutschen

Sattelzwang/Gurtzwang – Ursachen und was man dagegen tun kann

  • nicht sitzender Sattel
  • schlechte Reitqualität
  • körperliche Probleme von Pferd und/oder Reiter
  • nicht passender Sattel/Gurt
  • nicht angepasstes Training/falsches Training
  • Schmerzen während dem Training
  • psychische Defizite des Pferdes

Mit Hilfe von einer oder mehreren Fachpersonen, sollte individuell Pferd und Reiter begutachtet werden. Wenn es eine Zusammenarbeit zwischen Trainer, Therapeut, Sattler und Tierarzt gibt, kann hier nach einer schnellen Lösung gefunden werden. Es ist wichtig, dass körperliche Defizite unbedingt ausgeschlossen werden müssen und nach einer Ursache gesucht werden sollte. Wenn ein Pferd zum Beispiel falsch bemuskelt ist, schlecht bemuskelt ist oder das Training nicht individuell auf das Pferd angepasst ist, kann es zu Schmerzen, Verspannungen, Blockaden oder sogar auf Dauer degenerativen Erkrankungen kommen. Deshalb ist es umso wichtiger, seine Trainingsmethoden zu hinterfragen und dem Pferd genau zuzuhören, wenn es sich mitteilen möchte. Man sollte lieber einmal vor Ort mit einer Fachperson sprechen, als sich Tipps aus dem Internet holen und mit einem Selbstversuch probieren, ob man Probleme in den Griff bekommt. Dies kann gut gehen, geht aber leider auch oftmals schief.

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Bild: Das Pferd zeigt ein Stressverhalten beim Satteln. Dies kann im Schmerzgedächtnis durch z.B. einen falsch sitzenden Sattel abgespeichert werden und auch wenn der Sattel angepasst ist, kann dies weiterhin beim Pferd Unmut auslösen. Dies kann aber umkonditioniert werden, so dass das Pferd wieder lernt, dass es nicht weh tut.